Wir dürfen Ihnen auch dieses Jahr wieder eine vielfältige Ausgabe von ENERGIE & CHARAKTER präsentieren. Es ist uns eine besondere Freude, hier das erste
umfassende, biografische Interview mit David Boadella, gedruckt vorlegen zu können. Davids Leben ist in Fuss und in Schwingung.
So hat es vielleicht eine besondere Bedeutung, dass uns Alexander Lauterwasser, dessen Werk wir sehr schätzen, einen Text zur Verfügung stellte. Er
beschäftigt sich mit dem Thema Resonanz und Schwingung, im Zusammenhang mit dem durch die Fähigkeit der Vermittlung besonderen Element ‚Wasser’. David und Silvia Boadella nehmen in ihrem Artikel Bezug auf
die Bedeutung des Elementes Wasser in der Therapie.
Ein ganz besonderer Platz gehört in dieser Ausgabe Gerda Boyesen und der von ihr begründeten ‚Biodynamik’. Peter Freudel ehrt in seinem Nachruf auf eine
sehr schöne und persönliche Weise Leben und Werk von Gerda Boyesen. Dass die Biodynamik weiterlebt zeigen die beiden anderen Artikel; der eine von Mona Lisa Boyesen, der andere von Christian Bartuska. Mona Lisa
Boyesen beschäftigt sich mit der Libidodynamik und greift weit auf die freudianischen und reichianischen Wurzeln zurück. Der Artikel von Christian Bartuska stellt die Verbindung zur modernen Neurobiologie und
Neurologie her. Er zeigt dass Gerda Boyesen mit der Vorstellung und Erfahrung vom ‚Bauchhirn’ die modernsten neurologischen Erkenntnisse theoretisch und praktisch vorweggenommen hat.
Die in die gleiche Richtung weisende Verbindung zwischen den neuesten neurologischen Forschungen, wurde mehrfach am IV. internationalen Kongress für
Biosynthese in Lissabon hingewiesen und erkannt. Anna Ischu würdigt in ihrem Beitrag stimmungsmässig diesen wichtigen Kongress, der nicht nur für die theoretische Verankerung der Biosynthese ein Meilenstein war,
sondern auch für die institutionelle Verankerung des Biosynthese Instituts in Lissabon.
Schon Siegmund Freud und besonders C.G. Jung sprachen immer wieder von der Hoffnung, dass später einmal ihre psychologischen Theorien biologisch und
neurologisch belegt werden können. Wilhelm Reichs aktiven Versuche in diese Richtung haben durch die naturwissenschaftliche Lehrmeinung nie Anerkennung gefunden.
Erfreulicherweise zeigt sich immer mehr, dass durch neurologische und biologische Forschung, besonders die Körperpsychotherapeutischen Richtungen, in
vielen Bereichen ihrer Theorien und praktischen Arbeitsweisen, bestätigt werden. So wurde dies auch am IV. internationalen Kongress für Biosynthese eindrücklich aufgezeigt.
Eine neue Aufgabe wartet auf die neurologisch und biologisch geschulte Generation von Psychologen, welche sich mit Körperpsychotherapie beschäftigen: die
Aufarbeitung, der sich laufend erweiternden Erkenntnisse der Zusammenhänge von Körper und Psyche, welche viele schon lange in Theorie und Praxis für Körperpsychotherapeuten eine Selbstvertändlichkeit darstellen. Wir
nennen zum Beispiel, die ‚somatische Erinnerung’. Mit diesem Konstrukt arbeiten wir in selbstverständlicher Weise. Erst über die somatische Erinnerung der Muskeln, der Haut und anderer sensorischer Organe
gelangen wir überhaupt an verschüttete Erinnerungen; oft sind es traumatische Erinnerungen, mit denen wir dann arbeiten. Vergleiche dazu Antonio Damasio, welcher auf die Bedeutung der somatosenorischen Areale für
die Abbildung und Spiegelung von Gefühlen hinweist. Er verweist dabei auf eine Studie von einer Gruppe von Forschern : Man legte ihnen Fotos vor, auf denen Emotionen abgebildet waren, woraufhin diese Versuchpersonen
augenblicklich und unmerklich die Muskelgruppen ihres Gesichtes aktivierten, die sie gebraucht hätten, um den auf den Fotos zu erkennenden emotionalen Ausdruck nachzubilden.“
Um nur ein weiteres sehr wichtiges Beispiel zu nennen, welches durch die neurologische Forschung plausibilisiert wird: wir aktivieren mittles der
somatosensorischen Wahrnehmung auch Ressourcen, welche neu mit den ebenfalls therapeutisch aktivierten sensorischen Erinnerungen an Traumatas verknüpft werden. So wird auf der Probebühne der therapeutischen
Sitzung eine neue Erfahrung kreiert, welche hilft, die durch das Trauma hervorgerufenen ‚falschen’ respektive unpassenden Reaktionen und Verhalten umzuprogrammieren. Auf die neurologische Plausibilität
weist die Feststellung Damasios: „Zusammenfassend können wir feststellen, dass die somatosensorischen Areale eine Art Bühne darstellen, auf der nicht nur ‚tatsächliche’ Körperzustände ‚aufgeführt’
werden können, sondern auch verschiedene Formen von ‚falschen’ Körperzuständen, zum Beispiel Als-ob-Köperzustände, gefilterte Körperzustände und so fort.“
Mario Schlegel geht es in seinem Artikel darum, verhaltensbiologische Begründungen der Jungschen Archetypenlehre aufzuzeigen. Er stellt die phylogenetische
Entwicklung der angeborenen Wahrnehmungsstrukturen des Menschen in Zusammenhang mit dem grossen Fundus von archetypischen Bildern, der in uns, anscheinend schon biologisch angelegt ist.
„NUR im Zusammenspiel mit einem Gegenüber in einer sozialen Struktur von Lebewesen mit dem sich entwickelnden Organ „Gehirn“ war es in der Evolution
möglich, das Gehirn entstehen zu lassen, das wir heute haben.“ (Zitat: aus der Rezension von Walter Schuhmacher zum Buch von Steven Rose, The 21st Century BRAIN).
Ohne sozialen Kontext, war die phylogenetische Entwicklung des Gehirns nicht möglich, wie die gesunde ontogenetische Entwicklung ebenso nicht möglich ist.
Nachdem u.a. durch Damasio Descartes Satz „ich denke, also bin ich“ durch ein „emotio ergo sum“ erweitert wurde, ergänzt Rose „amo ergo sum“ mit der sozialen Komponente. Dies weist auf
die Bedeutung der Umwelt hin für die Entwicklung des Gehirns und der entsprechenden Wahrnehmungsstrukturen. Wobei wir wieder bei den phylogenetisch sich entwickelten Wahrnehmungsstrukturen sind. Konrad Lorenz nannte
dies die ‚angeborenen Umwelten’, welche mit den jungschen Archetypen Gemeinsamkeiten haben, worauf Mario Schlegel in einem ähnlichen Gedankengang in seinem Artikel hinwies.
Wir möchten an dieser Stelle noch ausdrücklich auf die wertvolle Arbeit von Peter Freudl, in Form der bibliographischen Aufarbeitung sämtlicher Ausgaben
von ENERGIE & CHARKTER in englischer und deutscher Ausgabe hinweisen. Sie finden am Ende der Buchbesprechung durch Erwin Kaiser ein Bestellformular für diese einzigartige und umfassende Bibliographie.
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